Friedrich-Frank-Bogen 5, 21033 Hamburg[email protected]

Die Etikette für Angler – eine Geschichte zum Weitersagen

Neben den Regeln, die in den Satzungen der Angelvereine niedergeschrieben sind, gibt es auch eine Reihe ungeschriebener Gesetze – einen allgemeinen Ehrenkodex, der das Angeln verschönert und zum Schutz von Fischen und Umwelt beitragen soll.

Die Angelleidenschaft zieht immer mehr Menschen in ihren Bann. Dachte man Mitte der 80er Jahre, als die Sportfischerprüfung in allen Bundesländern zur Pflicht wurde noch, dass die Zahlen der auszubildenden Sportfischer rückläufig werden würden, sobald alle „alten“ Angler die Prüfung abgelegt hätten, so ist heute – 25 Jahre später – immer noch ein immenser Anstieg an Petrijüngern festzustellen, die die Sportfischerprüfung ablegen wollen.

Durch diesen Boom an Anglern gibt es aber auch immer mehr Fälle von „schwarzen Schafen“ unter den sonst eigentlich so gutmütigen und gemütlichen Enthusiasten.

Aus Konkurrenzdenken, Egoismus, Gedankenlosigkeit oder auch durch bloße Unwissenheit werden diese Menschen dann zu richtigen Ekelpaketen.
Vielleicht hatten Sie ja schon einmal das Pech neben einem solchen Zeitgenossen zu fischen!

Da sitzen Sie also ganz für sich und genießen eine ruhige Angelpartie und plötzlich kommt ein Kerl am Ufer entlanggetrampelt und knallt seine Sachen direkt neben Ihnen zu Boden. Den Kühen auf der Weide hat er durch Offenlassen einiger Gatter bereits zur Flucht verholfen und auf seiner „Abkürzung“ eine lange Schneise ins reife Getreide getreten…..

das-tut-manAls er sich dann zwar herzlich, aber recht rau und vor allem sehr laut nach Ihren bisherigen Fängen erkundigt würden Sie ihm am liebsten sagen, das es bis zu seiner Ankunft eigentlich ganz gut lief.

Da Sie aber ein netter Mensch sind, machen Sie den Fehler, ihm von den schönen Rotaugen, Schleien oder Aalen zu erzählen, die Sie bereits gefangen haben.
Mehr will Ihr Gegenüber gar nicht hören: Er rückt noch ein Stück näher heran und montiert sein Geschirr.
Fünf Minuten später ist das gesamte Umfeld schon mit Angelmaterial übersät und Ihr Nachbar startklar.

Sie zucken regelrecht zusammen, als plötzlich ganze Teppiche an Lockfutterbomben wenige Meter neben Ihrer Pose ins Wasser einschlagen. Noch mehr erschrocken sind allerdings die Enten, die panisch fliehen.
Zudem wird jede seiner Bewegungen von wortreichen Prahlereien seiner Fänge begleitet, doch bereits nach 15 Minuten beginnt er zu jammern: „Es hat noch nichts gebissen!“

Bei Ihnen übrigens auch nicht mehr. Es sieht ganz so aus, als seinen die Fische durch sein Getrampel, seinen Lärm, die Futterbomben-Attacke und durch seine, gegen den Himmel, gut sichtbare Gestalt vertrieben worden.

Doch Ihr Nachbar ist für eine solche Situation bestens gerüstet und packt einen gewaltigen Gettoblaster aus.
Sekunden später erschallen die neusten Hits der Charts am Gewässer und lassen sogar die Kormorane eiligst flüchten.

Schließlich fangen Sie dann doch noch etwas. „Aha, die Fische sind also alle in Ihrem Angelbereich!“ sagt er und holt seine Angel eilig ein. Mit roher Gewalt wirft er sein Geschirr erneut aus und seine Pose landet mit einem lauten Platschen direkt neben der Ihren.

Als Sie ihn höflich darauf hinweisen, dass es in seinem Angelbereich sicher ebenso viele Fische wie in dem Ihrigen gibt, knurrt er nur die Frage zurück: „Was haste denn für´n Köder drauf?“
Als Sie mit „Mais“ antworten kramt er sofort in seinem Rucksack und hackt mit einem überdimensionalen Dolch, den er als Fischmesser bezeichnet, ein zackiges, scharfkantiges Loch in den Deckel einer Maisdose. Den Inhalt kippt er in eine Köderschale und die Dose landet im Gebüsch.

Schließlich kommt es dann, wie es kommen musste. Nach einem seiner ungenauen Gewaltwürfe zu Ihrem Angelplatz, überkreuzt seine Schnur die Ihrige, woraufhin er Ihnen die Schuld gibt und wie ein wilder mit seiner Rute umherfuchtelt. Die Schnüre sind nun heillos verheddert und müssen abgeschnitten werden.

Plötzlich erschallt ein lautes Krachen über Ihrem Kopf. Ihr Nachbar hat den Baum, unter dem Sie es sich gemütlich gemacht haben, gehakt. Als er an der Schnur reißt bricht plötzlich der ganze Ast der alten Buche ab und auch die Rutenspitze Ihres Nachbarn verabschiedet sich mit einem lauten Knack.

Inzwischen ist es ein wenig kühl geworden und Ihr Nachbar entzündet ein loderndes Lagerfeuer am Rande des reifen Getreidefeldes. Dabei fällt es ihm gar nicht auf, dass ein Fisch an seiner Angel sitzt. Als Sie es ihm sagen springt er auf und kurbelt den Fisch an Land. Natürlich hat der den Haken inzwischen tief geschluckt und anstatt ihn mit einem Hakenlöser vorsichtig herauszuholen, reißt er ihn einfach an der Schnur heraus und wirft das kleine
Fischlein in hohem Bogen ins Wasser zurück

Nun zieht ein Vierer mit Steuermann des benachbarten Ruderclubs den Fluss herauf. Ihr Nachbar geht zum Angriff über.
Mittels einer Futterschleuder schießt er Futterballen, reichlich mit Maden garniert, in Richtung der Rudersportler, begleitet die Aktion mit einer Serie ausgesuchter Schimpfworte und zeigt auf diese Weise seine „anglerische Gelassenheit“.

Als sich dann die Fischereiaufsicht zwecks einer Kontrolle der Angelpapiere einfindet, sind Sie nicht überrascht, als Ihr Nachbar diese Papiere nicht vorweisen kann. Als er dann zum sofortigen Einpacken aufgefordert wird protestiert er lautstark: Er hätte nicht gewusst, dass man hier nur mit Angelerlaubnis und Fischereischein Angeln dürfe.

Nach viel Gemecker und Gezeter und der Androhung einer Strafanzeige durch die Fischereiaufsicht packt er dann
endlich seinen Kram zusammen. Keinen Moment zu früh, denn der Bauer, dem das Feld gehört kommt mit dem
Trecker und das Auto Ihres Nachbarn versperrt den Feldweg, weil genau in der Mitte geparkt ist.

Endlich ist er weg. Sie atmen tief durch und sammeln den hinterlassenen Müll an seiner Angelstelle auf: Bier- und Maisdosen, Lockfuttertüten aus Plastik, Plastikeinkaufstüte, Zigarettenstummel und etliche Meter abgerissene Angelschnur sowie diverse abgerissene Haken sind nur eine kleine Auswahl seiner Hinterlassenschaften.
Dort, wo das Feuer brannte, ist nun ein Fleck verkohlter Asche und auch die benachbarten Getreidehalme eignen sich nun nicht mehr zum Brötchenbacken. Die gesamte Ufervegetation an seinem Angelplatz ist niedergetrampelt.

Auf solche Angler können wir sehr gut verzichten!