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Die Bille ein zu wenig beachteter Nebenfluss der Elbe

„An de Alster, an de Elbe, an de Bill…….“,
so heißt der Beginn eines bekannten Hamburger Liedes. Vielleicht weiß nicht jeder, dass mit der „Bill“ unser Bergedorfer Heimatfluss die Bille gemeint ist.

Was hat nun der Angelverein Bergedorf-West/Allermöhe e. V. mit der Bille zu tun? Auf den ersten Blick vielleicht nicht viel, bei genauerer Betrachtung aber doch. Es sei voraus geschickt, wir haben mit dem Bille Rückhaltebecken einen Teil der Bille gepachtet und somit direkten Bezug zu diesem Nebenfluss der Elbe. Der übrige Teil der Bille oberhalb des Serrahnwehrs und die Kampbille sind keine Gewässer des Angelverein Bergedorf-West/Allermöhe. Auf Hamburger Stadtgebiet für den Bereich Bergedorf bis Landesgrenze nach Schleswig-Holstein (Bereich Reinbek) ist Pachtstrecke des Bergedorfer Anglerverein.

Die Bille ist ein Leid geplagter Fluss, denn in früheren Jahren, als man sich um die Gewässer, Natur und Umwelt noch keine rechten Gedanken machte hat man die Bille in Bergedorf einfach „sterben lassen“. Mehr hierzu nun im nachstehenden Artikel.

Die Bille entspringt östlich von Hamburg westlich der Ortschaft Linau im Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein.

Die Bille als Hauptgewässer fließt, einen nach Osten gerichteten „Bogen“ beschreibend, bis Trittau und setzt ihre Richtung nach Südwesten entlang der nördlichen Grenze des Sachsenwaldes, durch Reinbek, nach Hamburg-Bergedorf fort. Zwischen Grande und Reinbek fließt die Bille durch eines der schönsten Naturschutzgebiete Schleswig-Holsteins. Unweit von Reinbek fließt die Corbek in die Bille. Die Corbek ist ein eiszeitliches Schmelszasserrinnensystem am Südrand der Vereisungsgrenze während der letzten Eiszeit.

Am Serrahnwehr in Hamburg Bergedorf endet der Lauf der Oberen Bille, die bis hier eine Fließstrecke von 47 km (davon 3,6 km im Hamburger Staatsgebiet) zurückgelegt hat.

Nach Passieren des Serrahnwehrs mündet sie in ein künstlich angelegtes Hafenbecken, den Serrahn und schließlich in den kanalisierten, schiffbaren Schleusengraben/Neuen Schleusengraben. Im Bereich der Krapphofschleuse ist der Neue Schleusengraben mit der Dove-Elbe verbunden, die dann in die Elbe mündet.

Die Mittlere Bille, die weiter westlich des Serrahnwehrs ihren Verlauf aufnimmt, wurde im 19. Jahrhundert vom natürlichen oberen Verlauf der Bille abgeschnitten und wird anfänglich nur durch ein Regenwasserauslass Ecke Bergedorfer Straße/Sanderdamm gespeist. Durch die Kampbille, die noch als Restlauf eines verlandeten Mündungsarmes der Bille vorhanden ist, besteht weiter stromabwärts eine Verbindung mit dem Schleusengraben. Nach Passieren des Wehrs (Schöpfwerk) an der BAB A1 in Billwerder beginnt der Bereich der Unteren Bille. Schon bevor die Bille bei der Brandshofer Schleuse nach einer Länge von insgesamt 65 km in den Oberhafenkanal der Elbe mündet, besteht eine Verbindung über den Tiefstackkanal und die Tiefstackschleuse zur Billwerder Bucht der Elbe.

Umstrukturierungen im Bearbeitungsgebiet der Bille begannen im Jahr 1208 mit dem Aufstau der Oberen Bille durch die Schüttung eines Dammes (Alte Holstenstraße) und den Bau einer Mühle. Hierdurch entstand das Serrahnwehr mit dem Serrahn.

Im Jahre 1443 begann der Bau des Schleusengrabens, der eine direkte Verbindung des Serrahns mit der Dove-Elbe ermöglichte und der Serrahn somit auch als Hafen genutzt werden konnte.

Der natürliche Verlauf der Bille, der sich von Ost nach West – ungefähr entlang der heutigen
Kurt-A.-Körber-Chaussee – befand, wurde mit der städtischen Entwicklung Bergedorfs und dem damit verbundenen Flächenbedarf im 19. Jahrhundert abgeschnitten und überbaut, so dass heute die Mittlere Bille an einem Regensielauslass im Bereich der Kreuzung Sander Damm/Bergedorfer Straße beginnt. Gemäß Gewässergütekarte ist der Abschnitt zwischen der Kreuzung Bergedorfer Straße/Sander Damm und dem Bille-Rückhaltebecken das schmutzigste Gewässer Hamburg. Hier scheint aber nun eine Änderung anzustehen, denn es ist in Planung, Wasser aus dem Bereich des Serrahnwehrs unterirdisch in diesen Bereich der Bille einzuspeisen. Hoffen wir, dass Flora und Fauna diese – dann hoffentlich verbessernde – Maßnahme annehmen und sich wieder verstärkt hier ansiedeln werden.

Erste Eindeichungsmaßnahmen in der Region lassen sich bis in das 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Mit dem Bau des Schleusengrabens im 15. Jahrhundert waren neben der weiteren Eindeichung auch die Errichtung von Schleusen sowie die Abdämmung der Dove- und Gose-Elbe Arme von der Stromelbe verbunden. Erst nach Fertigstellung der Tatenberger Schleuse (1952) waren die Dove- und Gose-Elbe vollständig vom unmittelbaren Zustrom der Elbe getrennt, so dass das gesamte Gebiet seither nicht mehr unmittelbar von den Gezeiten beeinflusst ist. In den 70er Jahren wurde die Dove-Elbe im Gebiet Tatenberg/Eichbaumsee begradigt und so für die Nutzung als Ruderstrecke und von Sportboothäfen hergerichtet.

Im Zuge der Entwicklung des Hamburger Hafens ist auch der Verlauf der Unteren Bille umgestaltet worden. Mit dem Ausbau des Hafens wurden zahlreiche Kanäle und Hafenbecken künstlich angelegt. Der eigentliche Flussverlauf ist nicht mehr so deutlich ersichtlich. Die Untere Bille ist durch Schleusen vom Hauptstrom der Elbe getrennt, so dass sich keine Gezeiten auswirken können. Die ursprüngliche Prägung der Landschaft durch Auen, Watt, Flachwasser- und Tiefenwasserbereiche sind in diesem Bereich durch die stark anthropogene Überformung gravierend verändert.

Der Schleemer Bach, die Glinder Au sowie die Alte Brookwetterung/Brookwetterung als Zuflüsse der Bille auf Hamburger Stadtgebiet sind  städtisch stark überprägt und weisen streckenweise auf Grund von Aufstauungen, Verrohrungen, Begradigungen, Uferbefestigungen etc. erhebliche Veränderungen zu ihrem ursprünglichen Zustand auf. Die Verlegte Brookwetterung wurde von 1978 bis 1980 im Rahmen einer – durch den Bau der
BAB 25 – notwendigen wasserwirtschaftlichen Neuordnung des Raumes Curslack/Altengamme fertiggestellt.

Besonders nachteilig wirken sich für die Bille die zitierten Maßnahmen in der Ableitung in den Schleusengraben aus. Dem Fluss wurde gewissermaßen „das Genick gebrochen“, wer hat sich aber vor Jahrhunderten Gedanken zu Natur und Umwelt gemacht, im Vordergrund stand die fortschreitende Industrialisierung.

Das Serrahnwehr und der Schleusengraben sind aber nicht die einzigen Hindernisse. Schon in Reinbek am Schloss stürzt die Bille über ein ca. 2 m hohes Wehr. Im Bereich Schillerufer in Bergedorf wird die Bille dann von Spundwänden in ein total unnatürliches Bett gezwungen. Danach beginnt dann das jähe Ende am Serrahnwehr.

Der schon beschriebene Bereich von der Kreuzung Bergedorfer Straße/Sander Damm bis zum Bille-Rückhaltebecken muß nicht näher erwähnt werden. Ab Ladenbeker Furtweg bis Höhe Boberger Furtweg windet die Bille sich dann teils in einem unnatürlichen Bett, auf Höhe der Straßen Bojendamm/Billwerder Billdeich führt die Bille selten Wasser.

Ein letztes Hindernis bevor die Bille das Industriegebiet Billbrook erreicht ist ein kleines Wehr auf Höhe der
BAB 1.

Wie schön wäre es, wenn die Bille wieder Ansiedlungsgewässer für Lachs und Meerforellen würde, nur über die ursprüngliche Bille werden diese Fische nie ziehen können, sie müssten den eigentlich unnatürlichen Weg über die Dove-Elbe und den Schleusengraben nehmen.

Anmerkung: Foto-Dokumentation der Bille vom Sachsenwald bis in die Elbe als PDF herunterladen.

 

Interessant ist auch der Link auf Wikipedia zum Thema Bille.